Von 2002 bis 2004 – den letzten zwei Jahren seiner Lebens- und Schaffenszeit – wurde Hänner Schlieker von dem Filmemacher Christoph Böll mit der Kamera begleitet. Entstanden ist dabei eine einzigartige Dokumentation von insgesamt sieben Stunden Länge, aufgeteilt in zehn Kapitel.
01- Wie aus einem Chaos ein Kosmos wird (’48)
Mit Hänner Schlieker in seinen Bilderkammern. Er spricht über die
Entwicklung seiner Malerei und den stetigen Prozess der
Auseinandersetzung mit sich und seiner Kunst. Bilder, die ihm nicht
mehr gefallen, werden zerstört. Ein radikales, aber herzliches Resümee.
Ausgangspunkt für Hänner Schliekers Malerei war ein sinnliches
Erleben vor der Natur – für mich eine Meditation mit offenen Augen.
Bernd Growe beschreibt diesen Vorgang in seinem Text ‚Figur der
Bewegung‘, in dem er sich mit 6 Radierungen Hänner Schliekers
auseinandersetzt: ‚Es beginnt um uns – bevor es durch uns hindurch
geht, um ein Bild zu werden‘. Der Film erzählt über das Verhältnis
Hänner Schliekers zur Natur. Seine spontane Reaktion, nachdem wir den
Film gemeinsam bei mir am Schneideplatz gesehen hatten, war: ‚Da ist
alles drin. Der Film erzählt meine ganze Malerei.‘
03 – Irgendwann wird es zum Bild (’55)
Der Kunsthistoriker Dr. Wolfgang Zemter, Direktor des Märkischen
Museums Witten, kannte Hänner Schlieker seit fast 40 Jahren. Wolfgang
Zemter hat in den 60er Jahren als Student bei Hänner Schlieker im
Musischen Zentrum an der Ruhr Universität Bochum Kunst ‚praktiziert‘,
ehe er sich der reinen Kunsttheorie zuwandte. In vielen Arbeiten hat er
sich mit dem künstlerischen Werk Hänner Schliekers auseinandergesetzt.
Wolfgang Zemter – Kenner der Kunstszene – ordnet Hänner Schliekers
Platz in der deutschen Kunstszene ein. Parallel zu dem Gespräch mit
Herrn Zemter habe ich die Entstehung eines Bildes im Januar 2003
montiert.
04 – Hänner Schlieker – Maler (’58)
Dieser Film zeichnet die biographischen Stationen Hänner Schliekers
nach. Frau Schlieker erzählt von der gemeinsamen Zeit an der
Kunstakademie Hamburg, Tochter Claudia erinnert an den inspirierenden
Aufenthalt der Familie in San Pol. Der Film vermittelt einen lebendigen
Eindruck von den Lehr- und Wanderjahren einer jungen Künstlerfamilie.
Parallel zu den Interviews sehen wir Hänner Schlieker bei der Arbeit in
seinem Atelier im März 2002.
05 – Wenn man nicht mehr weiss, wo es lang geht, geht es irgendwo lang (’62)
Hänner Schlieker offenbart uns die Entwicklung seiner Malerei von
den 40er bis in die 70er Jahre. Er erinnert sich an Schlüsselerlebnisse
seiner stilistischen Selbstfindung und an Situationen, in denen
verschiedene Bilder, die er in diesem Film vorstellt, entstanden sind.
06 – Entstehung eines Bildes (März 2002) (’43)
Ich hatte die große Ehre, Hänner Schlieker als erster bei der Arbeit
beobachten zu dürfen. Drei Bilder habe ich so dokumentiert, von der
leeren Leinwand bis zum fertigen Bild. Das Entstehen eines Bildes habe
ich in Film Nr. 2 ‚Figur der Bewegung‘ verarbeitet. Hänner Schliekers
Entschluss, sich bei der Arbeit von mir mit der Kamera begleiten
zulassen und auf diese Weise seine Ateliergeheimnisse preiszugeben, ist
ein Teil seines künstlerischen Vermächtnisses. Ich werde die Intensität
dieser Stunden, in der wir beide mit vollkommener Konzentration und
Hingabe arbeiteten, nicht vergessen.
07 – Entstehung eines Bildes (2003) (’43)
Ich hatte die große Ehre, Hänner Schlieker als erster bei der Arbeit
beobachten zu dürfen. Drei Bilder habe ich so dokumentiert, von der
leeren Leinwand bis zum fertigen Bild. Das Entstehen eines Bildes habe
ich in Film Nr. 2 ‚Figur der Bewegung‘ verarbeitet. Hänner Schliekers
Entschluss, sich bei der Arbeit von mir mit der Kamera begleiten
zulassen und auf diese Weise seine Ateliergeheimnisse preiszugeben, ist
ein Teil seines künstlerischen Vermächtnisses. Ich werde die Intensität
dieser Stunden, in der wir beide mit vollkommener Konzentration und
Hingabe arbeiteten, nicht vergessen.
08 – Ätzen ist eine heilige Handlung (’28)
Zwei Wochen habe ich mit Hänner Schlieker in der Radierwerkstatt
Kätelhön in Wamel verbracht. All diese Ereignisse, die zum einen Bernd
Growe in seinem Text ‚Figur der Bewegung‘ und Wolfgang Zemter in seinem
Gespräch über das Entstehen einer Radierung durch Hänner Schlieker
beschreiben, konnte ich so ganz nah erleben. Es war ein archaisches
Erlebnis, mit welcher Aggressivität Hänner Schlieker die Kupferplatten
verletzte. Die fertige Radierung war für mich eine erlösendeb
Versöhnung zwischen dem Künstler und der Kupferplatte. Ein Film fast
nur mit Originalgeräuschen.
09 – Eine Reise nach Polen (’32)
Als wir uns mit dem polnischen Taxi dem Heimatdorf von Hänner
Schlieker nähern, wird der immer nervöser. Immer wieder weist er den
Fahrer darauf hin, dass er die nächste Straße rechts abbiegen muß,
erzählt, wie sein Vater mit den Kindern auf eben dieser Straße, die wir
befahren, mit dem Schlitten herunter gerodelt ist. Erinnerungen und
Anekdoten eines alten Mannes, der sich die Neugierde und die
Abenteuerlust seiner Kindheit bis ins hohe Alter erhalten hat.
NICHT ONLINE VERFÜGBAR
Im Laufe unserer zweijährigen Zusammenarbeit haben wir gemeinsam
alle Bilderkammern und Bilderschränke leer geräumt und jedes einzelne
Bild gefilmt. Es war meine Entscheidung, die Bilder für mein
Film-Bildformat bildfüllend zu filmen, weil ich davon überzeugt war,
daß jeder Quadratzentimeter eines Schlieker-Bildes die Gesamtschwingung
des ganzen Bildes vermittelt. Hänner Schlieker hat sich darauf
eingelassen und so eine für ihn neue Sichtweise seiner Bilder erlebt.
Aus dieser Bildersammlung ist dieser Film entstanden, montiert zu den
Klängen einer Trommelsession von Tobias Bülow und Karsten Peifer.